Macht die Digitalisierung Präsenztraining überflüssig?

27. April 2018 - Alle Kategorien, Zukunft des Lernens

Autoren:
Expertenteam-LuB-Mitglied Stefanie Neubauer, NÜRNBERGER Versicherungsgruppe
Expertenteam-LuB-Mitglied Wilfried Smidt, HUK-COBURG

Wir schreiben das Jahr 2020. Alle Trainer und Ausbilder wurden weltweit von E-Learnings und Video-Tutorials ersetzt. Lediglich ein kleiner Teil hat - als Gestalter von elektronischen Lerneinheiten - überlebt … wirklich nur ein kleiner Teil?

Werden Trainer zukünftig durch technische Lösungen ersetzt?

Nun zugegeben: Es ist unstrittig, dass die neuen Medien und Technologien auch im Aus- und Weiterbildungssektor zunehmend an Bedeutung gewinnen. Dies bedeutet nicht, dass deswegen die Arbeit eines Trainers und Ausbilders an Gewicht verliert. Auch in naher Zukunft wird die direkte Arbeit am und mit dem Menschen unentbehrlich sein. Ebenso behalten klassische didaktisch-methodische Prinzipien ihre Gültigkeit.

Bleibt doch alles beim Alten?

Das wird sicher nicht so sein. Durch den multimedialen Konsum verändern sich die Menschen und deren Verhalten zunehmend. Informationen sind an nahezu jedem Ort der Welt verfügbar und informelles Lernen gehört (oft unbewusst) dank YouTube, Facebook und Co. für viele Menschen zum Alltag. Überlegen Sie: Wie oft am Tag googeln Sie etwas auf die Schnelle oder sehen sich ein Video-Tutorial an?

Was wird sich verändern?

Diesem Verhalten muss man auch im Aus- und Weiterbildungssektor Rechnung tragen. Ein bunter Medienmix ist für den Lerner state of the art und wird als Standard vorausgesetzt. Lernplattformen wandeln sich zu Mediatheken und auch Verlinkungen ins freie Internet sind für viele Firmen kein Tabu mehr. Lerner erwerben also ihr Wissen nicht mehr nur in Präsenz, sondern auch durch Lernprogramme, Videos, Erklärbilder, E-Books, Podcasts und Wikis.

Was bedeutet das nun für den klassischen Trainer und Ausbilder?

In erster Linie wird sich ihr Rollenbild ändern. Frontalbeschallung wird es bald nicht mehr geben. Es geht nicht mehr um „einfache“ Wissensvermittlung, sondern darum, das bereits vor der Schulung erworbene Wissen anzuwenden und zu vertiefen. Der Trainer soll den Lerner unterstützen, die unterschiedlichen Lernmedien zu nutzen und sich in der digitalen Landkarte zurechtzufinden. Das Bild des Aus- und Weiterbildners wandelt sich vom Wissensvermittler in das des Lernprozessbegleiters und Moderators. Die Aufgaben des „Trainers 4.0“ bleiben genauso wichtig wie heute. Allerdings wird das Aufgabengebiet umfangreicher: Zusätzlich zu den klassisch didaktischen Methoden benötigt er ein umfängliches mediales Wissen und muss dafür Sorge tragen, dass die Lerner sicher durch die neuen Medien begleitet werden.

Was erwarten die zukünftigen Teilnehmer?

Es wird kaum noch Schulungen mit unvorbereiteten Teilnehmern geben. Der Trainer muss sich darauf einstellen, dass in seiner Schulung gut informierte und kritische Teilnehmer sitzen, die das Erlernte nun üben und ausprobieren wollen. 

Richtig angewendet steigert die Digitalisierung also die Qualität des Lernens, man muss sich aber auch mit ihr konsequent auseinandersetzen.

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.

0 Kommentare